Haupthaus des Thelenhofes
Der Thelenhof in Lanks-Kierst nannte sich zunächst nach den früheren Besitzern "Nauenhof" und wird von der Geschichtsschreibung auch noch so bezeichnet. Nach dem ersten Weltkrieg wechselte der Hof den Besitzer und heißt seitdem "Thelenhof".
Die Denkmaleintragung vom 13. Mai 1982 erfolgt unter dieser Namenbezeichnung und zwar als "Haupthaus des Thelenhofes". Sie offizielle Listeneintragung lautet: "1768 entstandenes 2-geschossiges Wohnhaus in 5 zu 2 Achsen mit Krüppelwalmdach; Backstein; 60 cm dicke Mauern, Dachstuhl ganz aus Eichenholz, die Balken sind alle gezapft. Im Innern stark verändert und modernisiert. Das Wohnhaus des Thelenhofes markiert die Besiedlung von Langst/Kierst. Das Gebäude ist der Rest einer einst dreiflügeligen Hofanlage. Das Gebäude hat ungewöhnlich dicke Mauern. Daraus könnte geschlossen werden, dass es einst auch eine Verteidigungsfunktion hatte. Der Schutz erstreckt sich auf den unveränderten Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes. Veränderungen im Innern sind möglich".
Vom Hof blieb also nur noch das Wohnhaus (Haupthaus) erhalten. Die Wirtschaftsgebäude wurden im Laufe der Zeit abgerissen. Die Maueranker im Giebel des Haupthauses, die unterschiedliche Farbgebung des Mauerwerks in den verschiedenen Stockwerken sowie die deutlich lesbare Jahreszahl weisen darauf hin, dass der Giebel 1768 aufgesetzt wurde, das darunter liegende Mauerwerk jedoch älter ist. Das Haupthaus des ehemaligen Hofes wurde 1989 denkmalgerecht kernsaniert. Im denkmalgeschützten Gebäude befand sich bis zum anstehenden Verkauf im Jahr 2016 die bei Einheimischen, Wanderern und Radfahrern beliebte Gaststätte "Kastanienhof".
Heimatforscher weisen auf die Bedeutung des Hofes für die wirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Verflechtung auf Meerbuscher Gebiet hin. Als Zentrum eines sich über das Langst-Kierster und Meerbuscher Gebiet hinaus erstreckenden Hofverbandes von insgesamt 28 Höfen gehörte der Nauenhof als Fronhof seit spätestens 1188 zum Damenstift St. Quirinus in Neuss. Die Äbtissin war die Lehnsfrau und der jeweilige Besitzer des Hofes ihr Vasall. Der Vasall und die Bauern waren abgabenpflichtig. Die Bauern (Laten = ursprünglich freie Siedler) bildeten auch eine Rechtsgemeinschaft. Die Gerichtstage fanden bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 auf dem Hof statt.
Lit.:
Kunze, Mike: Archivrecherchen zum Nauenhof anlässlich des anstehenden Verkaufs des Hofes im Jahr 2016 (Vorabinformationen in der Lokalpresse: WZ vom 8.11.2016 und RP vom 8.11.2016).
Radmacher, Franz-Josef: Die wichtigsten Höfe von Langst-Kierst und Ilverich, in: 1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich 904-2004, Meerbusch 2004, S. 286 f.
Lage: Langst-Kierst, Ilvericher Straße 4/ Vor den Höfen 16
Verzeichnis: Nr. 45
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