Hilgers- oder Köneshof
Über das Alter des Hofes bzw. Teile des Hofes (Krautpresse und Backhaus) gibt es unterschiedliche Angaben, wobei es eher unwahrscheinlich ist, dass diese Teile vor der gesamten Hofanlage gebaut worden sein sollen.
In der Denkmalliste wird der Hof wie folgt beschrieben und die Schutzwürdigkeit wie folgt begründet:
"Backsteinhofanlage aus dem Jahr 1788 mit Krautsiederei und Backhaus (Preßbalken noch vorhanden); benutzt bis Herbst 1950 als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb/Lohnbetrieb. Die Hofanlage dokumentiert die Besiedlung von Langst-Kierst mit landwírtschaftlichen Anwesen, eine bestimmte Art landwirtschaftlichen Wirtschaftens z.Zt. der Erbauung und die Verbindung des landwirtschaftlichen Nebenbetriebes (Krautsiederei). Das hochwasserfrei gelegene Wirtschaftsgebäude dokumentiert auch den Schutz, den die damaligen Bewohner gegen das Hochwasser des noch nicht eingedeichten Rheines suchten.
Der Schutz erstreckt sich auf den Erhalt der Hofanlage in ihrem äußeren Erscheinungsbild, insbesondere auch des Kamins an der früheren Krautsiederei sowie des Preßbalkens und des Backofens. Anpassungen an modernes Wirtschaften sind möglich".
Der Hilgershof (früher: Köneshof), gleich hinter dem Deich in Langst, gehört nach dieser Eintragung mit dem Backhaus und insbesondere mit der Krautpresse (im Volksmund: Kruutpasch) zu den herausragenden Zeugnissen für das ländliche Leben am Niederrhein. Die Backsteinhofanlage stammt nach dieser Eintragung in die Denkmalliste aus dem Jahr 1788. Die Krautpresse jedoch ist nachweislich einer Eintragung in dem großen Pressbalken älter. Das alte Backhaus, rechts von der "Kruutpasch", war ein sog.Brustfeuerungsofen nach römischem Vorbild, wie er damals typisch war.
Von den ursprünglich vier Krautpressen in Langst (auf den Höfen Bloser, Hilgers, Hüsges und Wellen) ist nur noch die auf dem Hilgershof erhalten. Eine weitere gab es auf dem - jedoch nicht unter Denkmalschutz stehenden - Paashof in der Ilvericher Altrheinschlinge. In den Krautpressen wurden Obst (Äpfel und Birnen) sowie Zuckerrüben zu "Kraut" (=sirupartiger Brotaufstrich) verarbeitet.
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, infolge des Hochwassers 1920 und der Dürre 1922, ging der Obstanbau im Langst-Kierster Raum stark zurück. Auf dem Hilgershof wurde die Krautpresse jedoch noch bis in den Anfang der 50er Jahre benutzt.
Das Backhaus, genannt "Backes", ist das einzige unter Schutz gestellte Backhaus in den Rheingemeinden. Sicherlich hat es weitere gegeben. Über zwei kleinere Backhäuser in Osterath (Hingstenweg 6 oder 34?,Denkmalliste Nr. 107, und Nibbelsweg 20, Denkmalliste Nr. 108) berichtet Norbert Schöndeling in den Meerbuscher Geschichtsheften, s. Lit.). Inge Grosse weiß daraüber hinaus von Backhäusern bzw. Backöfen auf dem "Schürkeshof" in Strümp, im "Haus Radong" in Ossum-Bösinghoven und auf dem Münkshof in Ilverich (ca. 1900 abgerissen) zu berichten (s. Vortrag am 14.11.2012).
Inge Grosse berichtet, dass sie miterlebt und gefilmt hat, wie das durch Luise und Peter Hilgers denkmalpflegerisch wieder hergerichtete Backhaus 1989/1990 nochmal in Betrieb genommen wurde. Sie fügt einen kulturgeschichtlichen Abriss des Backens hinzu - angereichert mit Fotos aus dem Privatbesitz.
Der 1998 verstorbene Peter Hilgers war Mitglied des Gemeinderates, Schöffe und Deichgräf.
Lit.:
Dohms, Peter (Hrsg.): Landleben und Brauch. Alltagsgeschichten im Gebiet des früheren Amtes Lank, Meerbusch 1998
Grosse, Inge: "Längst augebacken". Das alte Backhaus in Langst-Kierst mit einem kurzen Abriß über das Backen. in: Dä Bott, Jahrgang 37/Herbst 2010, S. 18-24
dies.: Aus echtem Schrot und Korn. Backhäuser und Backen am Niederrhein (Vortrag vor dem Heimatkreis Lank e.V. am 14. November 2012 in der Teloy-Mühle in Lank-Latum, unv. Manuskript)
Kunze, Mike: Die Kruutpasch - Die Krautpresse, in: Dä Bott, Lanker Heimatblätter, 7. Mappe - 2005, S. 585 f.
Radmacher, Franz-Josef: Die wichtigsten Höfe in Langst-Kierst und Ilverich, in: 1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich 904 - 2004. Die Geschichte zweier Dörfer im Rheinbogen, hrsg. im Auftrag des Heimatkreises Lank e.V. von Michael Regenbrecht, Meerbusch 2004, S.284 - 29
Schöndeling, Norbert: Das Backes des Hingstenhofes in: Meerbuscher Geschichtshefte, Heft 1, Meerbusch 1984, S. 6-11
ders., ...nur ein kleines Backhaus. Anmerkungen zum Kriterium "Bedeutung" in der Denkmalpflege: in Meerbuscher Geschichtshefte, Heft 4, 1987, S. 96-103 (der Aufsatz ist zugleich eine kurze Darstellung der Veränderung des Denkmalbegriffs im Laufe der Geschichte)
Winkels, Addo: Der Obstgarten von Langst-Kierst, ebenda, S. 277 - 283
Lage: Rheindamm 1
Liste: Nr. 34
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