Erinnerung an die Alte Schule
An die 2011 gegen den Protest des Heimatkreises Lank e.V. und zahlreicher Bürgerinnen und Bürger abgerissene Alte Schule erinnern zahlreiche Fotos, das Aquarell von Helga Ebner sowie ein Aufsatz von Johannes Toups (s. Literaturangaben), dem auch die folgenden Angaben im wesentlichen entnommen sind:
Das Schulwesen in der Doppelgemeinde Langst-Kierst begann noch vor dem Ilvericher Schulwesen und zwar "um 1810". Die erste Schule stand in der Schützengasse (heute Haus Nr. 13).
Zur Schule gingen die Kinder bis zum 12. Lebensjahr. Der Unterricht wurde das ganze Jahr über von Montag bis Freitag und zwar vormittags von 8 bis 12 und nachmittags von 13 bis 16 Uhr erteilt. Er begann mit einem Gebet. Am Samstag lasen die Größeren das Evangelium und erhielten Religionsunterricht. Die Schüler zahlten monatlich sieben Silbergroschen Schulgeld. Der Lehrer war zugleich "Aufwärter" der Kapelle St. Martin und bewohnte eine kostenfreie Amtswohnung.
1832 wurde das alte Schulhaus, das der Kirche gehörte, verkauft, abgerissen und durch ein neues Haus ersetzt, in dem später eine Bäckerei eingerichtet wurde. Die existiert aber heute auch nicht mehr. Für den Schulunterricht wurde von der Gemeinde auf dem Grundstück des alten gemeindeeigenen "Hirtenhauses" eine modernere Schule gebaut. Es handelte sich um das Grundstück, wo heute die Häuser Langster Straße 33 und 35 stehen. In dieser neuen alten Schule wurde über 100 Jahre unterrichtet und zwar bis 1938. 1938 wurde eine neue größere Schule erbaut am Ausgang von Kierst in Richtung Langst, eine Art "Mittelpunktschule" für die Doppelgemeinde.
Das aufgegebene alte Schulgebäude wurde verkauft. In der städtischen Broschüre "Baudenkmäler in Meerbusch" (1974) ist sie zwar noch aufgeführt, aber dann doch nicht unter Denkmalschutz gestellt worden. Aber auch das neue Schulgebäude aus dem Jahr 1938 wurde nicht unter Denkmalschutz gestellt. In ihm wurde bis 1968 unterrichtet. Danach gingen die Kinder nach Lank-Latum in die Schule. Der Gesetzgeber hatte die alten Volksschulen abgeschafft und durch Grund- und Hauptschulen ersetzt. Damit war auch das über 150 Jahre existierende Schulleben in Langst-Kierst zu Ende. Das Gebäude wurde bis zum Abriss von der Stadt noch genutzt. Die Folge des Abrisses: Im Unterschied zu allen anderen Stadtteilen von Meerbusch erinnert hier kein Gebäude mehr an das örtliche Schulleben.
Erinnerungen bietet hingegen die von den Lehrern geschriebene Schulchronik, die sich stellenweise wie eine Ortschronik liest. Sie spiegelt die verschiedenen Epochen wieder (Kaiserzeit,Erster Weltkrieg und Weimarer Republik, Nazizeit, Nachkriegszeit) und zeigt die enge Verbindung von Schule, Vereinsleben und Brauchtum (Schützenwesen, Martinszug) sowie die Integration des Schullebens in das Gemeindeleben. Schulfeiern und Feste fanden in der Regel im "Festsaal" der Gaststätte Wellem statt. Wer es genauer wissen will und auch Spaß an der einen oder anderen Episode hat, erfährt mehr in der "Langst-Kierster Schulgeschichte" (s. Lit.). Vgl. auch die Darstellung zur Ilverichen Schulgeschichte, die viele Parallelen aufweist.
Lit.:
Johannes Toups, Aus der Langst-Kierster Schulgeschichte, in: 1100 Jahre Langst- Kierst und Ilverich 904-2004, Hrsg. im Auftrag des Heimatkreises Lank e.V. von Michael Regenbrecht, Meerbusch 2004, S. 203-226 (mit zahlreichen Fotos).
Franz-Josef Jürgens: Kampf verloren - Alte Schule Langst-Kierst, in: Dä Bott 38/2011, S. 59f. (mit zwei Fotos (s/w) vom "Trauerzug")
Lage: ./.
(kath.Schule ab ca. 1810 Schützenstraße Nr. 13, Schule der Gemeinde 1832 bis 1938 Langster Str. 33, Schule der Gemeinde 1938 bis 1968 Langster Straße am Ortsausgang von Kierst in Richtung Langst, das Gebäude wurde 2011 abgerissen)
Verzeichnis: ./.
|