"Villa Lucht"
Die "Villa Lucht" aus dem Jahr 1948 ist aus drei Gründen erwähnenswert: Als ein repräsentatives Anwesen der Nachkriegszeit, entworfen von dem überregional bedeutenden Architekten Prof. Emil Fahrenkamp (1885-1966) und in Auftrag gegeben und bewohnt von Lea Lucht, der Inhaberin der Düsseldorfer Confiserie "Die Praline" (früher im Gebäude des Breidenbacher Hofs).
Die Dreiflügelanlage mit Tordurchfahrt greift auf eine bäuerliche Gehöftsform zurück. "Haus Lucht vertritt den Typus des Landhauses in traditionalistischer Ausprägung mit zurückhaltendem äußeren Erscheinungsbild.... Als unverzichtbarer Teil des Denkmals ist eine großzügig bemessene Gartenfläche als umgebender Freiraum anzusehen" (UD Meerbusch).
Der in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozilismus renommierte Architekt Prof. Emil Fahrenkamp (er entwarf und erbaute u.a. das "Shell-Haus" in Berlin 1930-32) übernahm 1937 die Leitung der Düsseldorfer Kunstakademie, die u.a. die Künstler Paul Klee und Ewald Mataré in der NS-Zeit verlassen mussten. Über Fahrenkamp bestanden Kontakte zu damals einflussreichen Bildhauern wie Arno Breker. Nach dem zweiten Weltkrieg erhielt Fahrenkamp keine größeren Aufträge mehr. "Außer einer Villa von 1955 in Mülheim a.d.R. ist Haus Lucht das einzige original überlieferte Wohngebäude Fahrenkamps der Nachkriegszeit" (UD Meerbusch). In der Zeit um den ersten Weltkrieg (1914-1918) gehörte Emil Fahrenkamp neben Fritz August Breuhaus und Edmund Körner zu den namhaften Architekten, die für die Gartenstadt Meererbusch (s.dort) repräsentative Villen entwarfen.
Die Bauherrin Lea (genannt "Sliky" oder "Slissi" ) Lucht, eine Belgierin, hatte über ihren Mann Herbert Lucht und ihren späteren Lebensgefährten NS-Staatssekretär Dr. Werner Naumann gute Beziehungen zu führenden Persönlichkeiten des Nationalsozialismus wie zu Außenminister von Ribbentrop, zu Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und zum Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe Hermann Göring.
2011 wird an die "Villa Lucht" erinnert, als der Planungsausschuss der Stadt Meerbusch über die Erweiterungsbauten auf dem Grundstück entscheiden musste und die Lokalpresse darüber ausführlich berichtete (Westdeutsche Zeitung vom 11. März 2011).
Nach Instandsetzung und Erweiterung wird in dem Gebäudekomplex 2015 eine Klinik für Schönheitschirurgie eingerichtet (Rheinische Post vom 14.8.2015).
Lit.:
Heuter, Christoph: Emil Fahrenkamp 1885-1966. Architekt im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet. Arbeitsheft der Rheinischen Denkmalpflege 59, Diss. Bonn 2000, Petersberg 2000 (darin: Kat. 272 Meerbusch 1948)
Lage:
Meerbusch-Büderich, Niederlöricker Straße 33
Verzeichnis: Nr. 89
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