Schloss Pesch
Das Areal von Schloss Pesch zwischen den Meerbuscher Stadtteilen Strümp und Ossum-Bösinghoven das eigentliche Schloss (Haupthaus), die Rentei, die Kapelle, den Wirtschaftshof, Parkanlagen sowie Alleen und grenzt an den Herrenbusch. Anders als beim Gesamtdenkmal Haus Meer wurden hier nur Teile unter Denkmalschutz gestellt und gelistet: Nr. 40 - Haupthaus, Nr. 41 - Rentei, Nr. 42- Kapelle und Nr. 43 ? Backsteinhofanlage.
Bei dem Haupthaus (s. Foto von Robert Rameil) handelt es sich um einen 2-geschossigen Putzbau mit 13 Achsen mit hohem ausgebauten Mansardendach. Auffallend ist der 3-achsige übergiebelte Mittelrisalit mit einem dorischen Eingang. Die Planungen des damaligen Star-Architekten Breuhaus de Groot - der auch für die Anlage der "Gartenstadt Meererbusch" planend und gestalterisch tätig war - aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg (s. Foto aus der Sammlung von Winfried Jansen) wurden nicht voll ausgeführt. Die Unterschutzstellung im Jahre 1981 erlaubte "innere Veränderungen, um das Schloss moderner Wohnnutzung zuzuführen". Das gesamte äußere Erscheinungsbild wurde "bis ins Detail" unter Schutz gestellt. Die Räume im Parterre sollten "auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden".
Bei der Rentei, dem Verwaltungsteil des Schlosses, handelt es sich ebenfalls um einen 2-geschossigen Bau mit Toreinfahrt, mit einem Walmdach von geringerer Höhe und mit einem Uhrenturm. Die Unterschutzstellung sieht auch hier nur Umbauten im Inneren vor. Die Erhaltung des Äußeren soll die frühere Nutzung als Verwaltungsteil für das herrschaftliche Haus und für den Wirtschaftshof erkennbar lassen.
Der etwas zurückgesetzt zwischen Haupthaus und Rentei liegende Rundbau mit seinen Außenmauern aus Backstein ist die ehemalige Kapelle. Hierzu heißt es in der Denkmalliste: "Die Kapelle gehört zum Gesamtkomplex des Schlosses Pesch, sie markiert die enge Verbindung zwischen den Gutsbesitzern und der Kirche, zeigt auch die Verpflichtung, die die Besitzer gegenüber dem religiösen Leben sahen: die Kapelle macht auch deutlich, dass der Gutsbesitzer für seine Familie und sein Hausgesinde eine eigene Kirche für notwendig erachtete." Der Schutz beinhaltet den "Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes ?in der Weise, dass sie als Kirche erkennbar bleibt. Bei einer anderen Nutzung als zu kirchlichen Zwecken im Inneren muss ebenfalls versucht werden, den ursprünglichen Nutzungszweck bleiben zu lassen." Anfang 2000 wurde in das Gebäude eine Zwischendecke eingezogen, unter der ein Badehaus und über der eine Gästewohnung eingerichtet wurden.
Die offene 3-flügelige Backsteinhofanlage von 1795 umfasst Remise, Scheune, Ställe, Vorratsräume sowie Wohnungen. Auffallend sind die Schweifgiebel (s. Foto von Robert Rameil), wie sie auch für andere Höfe in der Umgebung charakteristisch sind (s. Weilerhof). Die Hofanlage zeigt in Verbindung mit dem Schloss, dass herrschaftliches Leben und landwirtschaftliche Betätigung zusammen gehörten. Auch hier erstreckt sich der Schutz auf die Erhaltung des äußeren Erscheinungsbildes, wobei "Umbauten im Inneren zur Anpassung an moderne Wohn- und Wirtschaftsverhältnisse" möglich sind.
Die Geschichte von Haus Pesch geht zurück bis auf das Jahr 1311, als die Herren von Pesch (de pasculo; pascuum = die Weide) dort ein Haus, einen Hof oder eine "Burg" hatten. Ab 1840 spricht man von einem "Schloss". Von den adligen Besitzern sollen zwei Familien erwähnt werden, die für den Meerbuscher Raum besondere Bedeutung hatten: Die Familie von Hallberg und die Familie von Arenberg. Die Familie war europaweit verzweigt. Befreundet war sie u.a. mit der Familie Turn und Taxis. An den Grafen Mathias von Hallberg (1765-1848), den "Stifter der Lanker Kirche und des Krankenhauses", erinnern eine Straße in Lank-Latum und das Grabdenkmal auf dem Alten Friedhof in Lank, das sog. "Prinzengrab" , das 1848 errichtet und 1986 renoviert wurde (Verzechnis: Nr. 78). Später kam das Schloss in den Besitz der Herzöge von Arenberg. Der Architekt Fritz August Breuhaus de Groot wurde vor dem Ersten Weltkrieg von Johann von Arenberg mit dem Umbau zu einem repräsentativen Jagdschloss beauftragt. Das bot sich auch hinsichtlich des benachbarten Herrenbusches und weiterer Wälder an. Der Umbau und insbesondere der Innenausbau wurden jedoch nicht vollendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Wirtschaftshof vorübergehend u.a. ein Altersheim untergebracht. Anfang der 80er Jahre wurden die wesentliche Gebäude auf dem Gelände unter Denkmalschutz gestellt, saniert und z.T. in Eigentumswohnungen umgewandelt. Das gesamte Ensemble einschließlich Alleen und Park, wie man es heute sehr gut mit Hilfe von Google Earth, d.h. über Satellit, erkennen kann, wurde jedoch nicht unter Schutz gestellt. Eine dauerhafte und allgemeine Zugänglichkeit der Öffentlichkeit gibt es zwar nicht, Interessierte können sich jedoch bei dem Besitzer zu einer gezielten Führung anmelden. Gelegentlich werden "Gottesdienste unter freiem Himmel" abgehalten oder Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen oder Lesungen durchgeführt.
Die beiden von Robert Rameil zur Verfügung gestellten Fotos 01 und 03 befinden sich auch auf der Vorder- bzw. Rückseite des H. 25 (2008) der "Meerbuscher Geschichtshefte". Das Foto 06 zeigt die Westseite des Schlosses mit Kapelle (rechts) aus dem Jahr 1852 (s. Rameil 2012), d.h. vor dem Umbau durch Breuhaus de Groot 1898 und stammt aus Wikipedia (Schloss Pesch). Wenn man mit Hilfe von Google Earth Schloss Pesch erkundet, findet man inzwischen dort auch Panoramafotos und Fotos aus der Umgebung von Schloss Pesch.
Literatur:
Walther Föhl, Schloss Pesch bei Ossum-Bösinghoven, Teil III, in: Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld, Kempen 1973
Nobert Schöndeling, Stadt Meerbusch, Neuss 1993 (Rheinische Kunststätten, H. 389)
Franz-Josef Radmacher, Kleine Geschichte des Hauses Pesch, in: Festschrift Ossum-Bösinghoven, Meerbusch 1986, S. 100-108
ders., Haus Pesch, in: Ossum-Bösinghoven. Menschen, Leben, Geschichte (hrsg. von Peter Dohms),Meerbusch 2007, S.91-94 (u.a. mit einer Gartenansicht des Schlosses Pesch von 1954 und mit dem früheren Gewächshaus im Garten von Schloss Pesch vor dem Zweiten Weltkrieg)
Siegfried Scharbert, Reichsgraf Mathias von Hallberg auf Pesch ? Vorfahren und Nachfahren, in : Meerbuscher Geschichtshefte, H. 25 (2008), S.5 ? 38 (u.a. mit dem Hallberg-Wappen von 1721 (S.17), der Abbildung des Grabdenkmals von Hallberg auf dem Lanker Friedhof (S. 24) und dem kolorierten Stich des Schlosses Pesch nach 1840 (S.25))
Lage: Ossum-Bösinghoven, Schlossstraße (an der L 386 zwischen Strümp und Ossum-Bösinghoven)
Verzeichnis: Nr. 40-43
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