St. Pankratius-Kapelle
Die Eintragung vom 10.12.1981 in der Denkmalliste lautet: "Einschiffige Kirche; Mitteltrakt aus dem Frühmittelalter aus Tuffsteinen, 1868 Erweiterung durch Anbau des noch heute bestehenden Chors nach Osten; 1911 weitere Erweiterung nach Westen durch Backstein-Anbau in neuromanischem Stil mit Lisenengliederung, Dachreiter. Die Kapelle, 1186 erstmals erwähnt, zeigt die Entwicklung des religiösen Lebens. Zudem ist sie wegen ihrer baulichen Gestaltung erhaltenswert. Der Schutz erstreckt sich auf den unveränderten Erhalt".
Der Tuffstein stammt aus der Eifel. Die Kapelle gilt als ältester romanischer Sakralbau im Umkreis von 100 km. Die erste Erweiterung wird auch innen durch den Versatz zwischen dem 2. und 3. Seitenfenster erkennbar.
2008 wurden umfangreiche und jahrelange Sanierungsarbeiten am romanischen Mittelteil sowie am übrigen Backsteinmauerwerk und am Dach im Wert von 193 000 Euro unter der Leitung des Lanker Architekten Theo Kammann abgeschlossen. Viele Bürger packten mit an. Die finanziellen Kosten trugen die Pfarrgemeinde, das Land, das Bistum Aachen, der Heimatkreis Lank e.V. sowie private Spender. 2016 bekam die Kapelle eine neue, allerdings keine klassische mit Pfeifen sondern eine elektrische Orgel. Die Rheinische Post kommentiert dies mit den Worten: "Eine der schönsten Kapellen im weiten Umland wird jetzt auch musikalisch wieder zu einem Anziehungspunkt".
Die Glasfenster aus den Jahren 1947 stammen von dem Künstler Heinrich Windelschmidt und stellen neben Engeln und Symbolen den Namenspatron St. Pankratius von Rom zusammen mit St. Marcellinus von Rom (links nach dem Eintritt in die Kapelle) sowie St. Georg im Kampf mit dem Drachen (rechts nach dem Eintritt in die Kapelle) dar.
Vor der Kapelle stehen ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege (Denkmalverzeichnis: Nr. 154) sowie der Abguss eines 1863 bei Haus Gripswald gefundenen Matronensteins. Der bedeutsame Fund mehrerer keltisch-römischer Votivsteine, die dem Matronen- und Mercuriuskult gewidmet sind, lassen auf ein Heiligtum am Weg zwischen dem heutigen Gripswald und Schloss Pesch schließen. Aber viel "mehr Licht über das Dunkel des Fundortes und der bei Gelduba im Ubierland verehrten Gottheiten" ist mangels weiterer Ausgrabungen und Forschungen seit 1863 nicht zu vermelden (s. Lit.).
Bei dem Matronenstein handelt es sich um den Weihestein eines römischen Legionärs an die "octocannischen" Matronen. Der Abguss wurde anlässlich des 800. Jubiläums von Ossum (erste urkundliche Erwähnung des Namens "Osnam" 1186) im Jahre 1986 aufgestellt. Das Original befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Bonn, wo im Rahmen von Führungen einige dieser Matronensteine besichtigt werden können.
Der Matronenkult umfasst eine gallo-römische Göttinnentrinität, die insbesondere im Gebiet zwischen Xanten und der Eifel verehrt wurde. Anläßlich der Eröffnung der ArchaeoRegion Nordeifel im April 2013 macht das Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für Denkmalkultur in Deutschland auf den Matronenkult in unserer Region aufmerksam. Charakteristisch ist auf allen Weihesteinen die Darstellung der drei mütterlichen Göttinnen in langen Gewändern und ballonartigen Hauben.
Über Gottesdienste, Möglichkeiten kirchlicher Feiern wie Hochzeiten oder kulturelle Veranstaltungen informiert Sie das Gemeindebüro der Pfarrgemeinde Hildegundis von Meer.
Lit.:
Emsbach,Karl: Die St.Pankratius-Kapelle zu Ossum,in: Wo die Zeit stehen blieb - Ossum-Bösinghoven von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Festschrift zum Jubiläum der ersten Erwähnung 1186-1986, hrsg. v. Heimatkreis Lank e.V., 1986, S. 71-81.
Ders., Die St.Pankratius-Kapelle in Ossum. Das Kapellengebäude von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert, in:Ossum-Bösinghoven. Menschen-Leben-Geschichte. 250 Jahre St. Pankratius Schützenbruderschaft,hrsg.im Auftrag des Heimatkreises Lank e.V. von Peter Dohms, Meerbusch 2007, S. 70 - 85.
Haefs, Theo und Jürgens, Franz-Josef: Die Ossumer Matronensteine (mit dem Text im 1863er Festprogramm des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland für den Begründer der wissenschaftlichen Archäologie, Johann Joachim Winkelmann, geb. 1717 in Stendal, gest.1768 bei Triest), in: Dä Bott, Lanker Heimatblätter, Jahrgang 41/2014, S. 30 - 44.
Lage: Meerbusch-Ossum,
Verzeichnis: Nr. 38
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