Autobahnkapelle Geismühle
(Autobahnkapelle und Geismühle liegen heute auf Krefelder Gebiet. Sie gehören jedoch zum Bösinghovener "Erscheinungsbild" und werden deshalb von uns im Album Ossum-Bösinghoven beschrieben und gewürdigt. Wir bedanken uns bei der Stadt Krefeld für die Zurverfügungstellung der Denkmalbeschreibung).
Gemäß Eintragung vom 7.7.2008 in der Denkmalliste der Stadt Krefeld (lfd.Nr. 960) wurde die Autobahnkapelle Geismühle "in den Jahren 1976/77 vom Krefelder Architekten Professsor Hein Stappmann (1911 - 1977) entworfen und nach dessen Tod vom Krefelder Architekten Ludwig Thorrissen vollendet. am 18.4. 1981 wurde sie mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeweiht. Sie wurde aus Spendenmitteln errichtet. Die Autobahnkapelle Geismühle befindet sich westlich der A 57 Neuss-Krefeld zwischen der Abfahrt Krefeld-Oppum und dem Kreuz Meerbusch, südlich der Raststätte Geismühle und westlich der Mühle. Sie ist für Autofahrer nur aus Fahrtrichtung Krefeld kommend zu erreichen und für Fußgänger bzw. Radfahrer über einen Feldweg aus westlicher Richtung"
"Die Wahl des Standortes der Kapelle ist vom Leitgedanken der Einbindung in die Natur und die Schöpfung getragen, denn die Kapelle ist eingebettet von Büschen und Bäumen und darüber hinaus umgeben von Rasenflächen (in östlicher Richtung zur Geismühle).... Auch die äußere Gestaltung der Kapelle folgt diesem Natur-Leitgedanken: Die Kapelle, aus mehrfach gebrochenen Ziegelsteinen mit zum Teil tief liegenden Fugen gebaut, hat bei ihrem dreieckigen Grundriss ihren höchsten Punkt beim Turm-Eingangsteil an der nordöstlichen Dreiecksspitze, fällt in süd-westlicher Richtung ab und geht mit letztendlich nur einer Ziegelmauer nach Süden hin in das Buschwerk und damit in die Landschaft über.
Der Eingangsturm wird von einer zurückliegenden zweiflügeligen Glastür beherrscht, die oben mit einem breiten Backsteinteil abschließt. Darüber befindet sich wiederum ein hohes Glasfenster, vor dem, wie losgelöst, ein großes schlichtes Bronzekreuz des Krefelder Künstlers Professor Theo Akkermann (1907 - 1982) zu schweben scheint. Durch die Glastür mit Bronzegriffen,auf denen Fische im Wasser dargestellt sind (Theo Akkermann), kommt man nach einem kurzen, engen Eingangsteil in einen ca. 35m² großen Meditationsraum mit einem Rheinkiesel-Steinfußboden. Dominierend ist in diesem Raum der ebenfalls von Theo Akkermann geschaffene Altar: Auf einem Steinsockel erhebt sich eine große stehende Bronzeplatte mit der Darstellung der Schöpfungsgeschichte, die Gott-Vater, das Chaos auf der ungestalteten Erde und die wilden Urfluten und Wassergewalten zeigt und auf der anderen Seite Alpha und Omega, erste Pflanzen, Fische im Wasser und Adam und Eva im Paradies.Der Altar wird von zwei hohen Kerzenleuchtern (Theo Akkermann) flankiert.
Je eine einfache Holzbank steht an der nördlichen und östlichen Seite der Ziegelsteinwände und damit rechts und links des Eingangs. An diesen mit tiefliegenden Fugen gestalteten Wänden befinden sich auch Wandnischen für Kerzen, und es liegen das Anliegenheft und informative Faltblätter aus. Die westliche Seite öffnet sich mit einer großen Verglasung, womit der Natur- und auch der Schöpfungsgedanke wieder aufgenommen werden: Direkt westlich neben der Kapelle reflektiert ein Wasserbecken Licht in den Innenraum hinein und ist gleichzeitig symbolisch als Teil des Schöpfungsmotivs zu sehen.
Die Decke im Innern besteht aus Holz und fällt zu dieser Fensterfront und demzufolge zum Wasser hin ab.
Äußerlich ist das Dach mit Holzschindeln bedeckt und durch die Dachneigung wird das Regenwasser automatisch in das Wasserbecken abgeführt.
An der östlichen Außenfassade befindet sich ein ebenfalls von Theo Akkermann in Bronze gestalteter Schriftzug mit den Worten Denn von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge.Diese Ziegelsteinfassade fällt nach Süden hin immer mehr ab und geht schließlich in eine Mauer über, die am Feldweg südlich der Autobahnkapelle endet.
Die äußere und innere Architektur der Autobahnkapelle ist als ein symbolisches Gesamtpaket zu sehen, die zum Verweilen, Meditieren und Beten in der Natur einladen möchte. Das abfallende Dach, die Dreiecksformen des Innenraums und das kleine Gewässer vor der Fensterfront sollen ein Gefühl der Geborgenheit geben, das durch die natürlichen und lokal traditionellen Baumaterialien wie Ziegelstein, Rheinkiesel und Holz verstärkt wird. Das Hauptthema der Autobahnkapelle ist immer wieder die Schöpfungsgeschichte, die mit der Natur und dem persönlichen Erleben des Betrachters in Einklang gebracht werden soll.
Die Autobahnkapelle Geismühle ist bedeutend für die Stadt Krefeld aus wissenschaftlichen, hier insbesondere architekturgeschichlichen Gründen. Hein Stappmann, geboren 1911, gestorben 1977, beides Krefeld, war Professor an der Werkkunstschule Krefeld und Architekt einiger bedeutender Gebäude. So entwarf er u.a. das Deutsche Textilmuseum in Krefeld-Linn, das Rathaus in Dorsten, die Jugendherberge in Brüggen und einige Kirchen wie z.B. St. Andreas in Krefeld - Gellep-Stratum und St. Borromäus in Krefeld-Oppum, ferner war er z.B. verantworlich für Ortskernsanierung in St. Tönis.
Die Autobahnkapelle ist bedeutend und erhaltenswert aus künstlerischen Gründen. Theo Akkermann wurde 1907 in Krefeld-Hüls geboren und starb 1982 in Krefeld. Akkermann studierte u.a. an der Kunstgewerbeschule in Krefeld und an den Akademien in Hamburg und in Berlin. Er übernahm 1950 eine Professur an der Universität Pretoria in Südafrika und leitete dort die Bildhauerklasse, ab 1957 lehre er als Professor in Gent. Vor allem religiöse Plastiken, Denkmäler und Brunnen waren seine Spezialgebiete; in Krefeld sind diverse Arbeiten von Theo Akkermann vorhanden.
Ferner ist die Autobahnkapelle Geismühle erhaltenswert aus regionalplanerischen Gründen, da sie eine Folge des 1974 fertig gestellten Baus der im östlichen Teil der Stadt hindurchführenden A 57 und der Auobahnraststätte Geismühle ist.
Das Benehmen mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege ist hergestellt."
Die Autobahnkapelle Geismühle gehört zu den 44 Autobahnkirchen und -kapellen Deutschlands, die auch als "Tankstellen für die Seele" bezeichnet werden (so Kardinal Woelki in seiner Kolumne "Gott und die Welt" in der Rheinische Post am 17.6.2017).
Im Zusammenhang mit den Umbauplänen für den Rastplatz und die Raststätte wird auch über das Denkmal Autobahnkapelle Geismühle zwischen den Fachbehörden, aber auch in der Öffentlichkeit diskutiert (s. Westdeutsche Zeitung vom 12.August 2011).
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