Pfarrkirche St. Stephanus
Gemäß Eintragung in der Denkmalliste vom 10.12.1981 handelt es sich um eine "3-schiffige Backstein-Basilika in klassizistischem Rundbogenstil mit 3-seitigem Chorschluss und hohen Rundbogenfenstern aus dem Jahre 1844; vorgesetzt ein 6-stöckiger quadratischer Westturm aus dem 12. Jahrhundert mit hohem Haubendach. Sie gibt Zeugnis für das religiöse Leben und die Bedeutung der Kirche zur Zeit der Erbauung des Turmes und des Kirchgebäudes selbst, aber auch für die Besiedlung des Landes. Zudem ist die Kirche allein wegen ihres Stils und ihres architektonischen Ranges erhaltenswert. Der Schutz umfasst den unveränderten Erhalt im Äußeren und Innern, Anpassung an moderne liturgische Erfordernisse und Nutzungsweisen ist möglich".
Die heutige Kirche aus der Mitte des 19. Jh. wurde gegenüber der Vorgängerkirche aus Platzgründen am Turm um 90 Grad gedreht.
Zur Geschichte von St. Stephan (vor und nach 1844) gibt es auf der Homepage der Kirchengemeinde einen zusammenfassenden Beitrag von Siegfried Scharbert (s. außerdem die unten angefügte Literatur).
Die heutige Hallenkirche ist nach Süden ausgerichtet (s. Foto 10 auf der zweiten Seite der Fotogalerie unten: Lageplan grün). Die romanische Vorgängerkirche war nach Osten ausgerichtet (im Lageplan gelb). Von ihr stammt noch der romanische Turm(im Lageplan rot).
2002 wurde bei Arbeiten zur Stabilisierung des Kirchturmfundaments unter der Leitung des Architekten Theo Kammann ein besonderer archäologischer Fund in Form eines Skeletts gemacht. Im Volksmund wurde der wohl älteste nachgewiesene Lanker liebevoll der 'Ötzi von Lank' genannt (s. Foto von Ulli Dackweiler).
"Durch die letzte gründliche Sanierung des Kirchturms 2002 ist nicht nur der ärchäologische Nachweis erbracht, dass der mit Tuffsteinen verkleidete Turm mit einer ebenfalls romanischen Kirche aus der gleichen Entstehungszeit verbunden war, sondern dass es an gleicher Stelle schon spätestens im 10.Jh. einen Vorgängerbau gab....Vermutlich existierte bereits um das Jahr 700, als der hl. Suitbertus in Kaiserswerth ein Kloster gründete, auf dem Gelände des ehemaligen Fronhofes das erste Gotteshaus (aus Holz?)" (Siegfried Scharbert, Infoblatt des Heimatkreises Lank e.V. zum Tag des offenen Denkmals am 14.09.2008, gleichlautender Text auch in den Lanker Heimatblättern 'Dä Bott', hrsg. vom Heimatkreis Lank e.V., 2008, S. 282). Auf die Existenz einer vorromanischen Kapelle weist auch eine Kaufurkunde des Klosters Meer hin, in der ein 'Priester von Lank' (Gefhardus) genannt wird.
Erneute Grabungen Ende 2010 scheinen dies zu bestätigen (s. Lokalpresse Westdeutsche Zeitung vom 20.10.2010 und Rheinische Post vom 27.10.2010). Grabungsleiter Dr. Hans-Peter Schletter war überrascht, als er bei der Spurensuche auf eine vorromanische Kirche aus der karolingisch/spät-ottonischen Zeit (800-1000) stieß (s. dazu die Rheinische Post vom 22.12.2011). Bei den Ausgrabungen wurden auch Gräber entdeckt. Ob sich darunter auch das Grab von Pastor Wilhelm Jacobs (Verfasser der wohl wichtigsten lokalen Chronik für das 18. Jahrhundert) befindet, müsste weiter untersucht werden. Sein Pastoral-Jahrbuch gibt Auskunft über die Geschichte des Lanker Raums und darüber hinaus. Der Krefelder Stadtarchäologe Dr. Schletter fasste die 2002 bis 2014 erfolgte "archäologische Sachstandsermittlung" (Umrisse der alten romanischen Kirche, Fundamentreste einer vorromanischen Saalkirche und die Priestergräber im Chorbereich sowie eines weiteren Grabes von mindestens sieben Menschen) in einer öffentlichen Vortragsveranstaltung des Heimatkreises Lank e.V. im April 2019 zusammen (s. Meerbuscher Nachrichten vom 2.5.2019).
Der Heimatkreis Lank e.V. ergreift die Initiative zur denkmalgerechten Umgestaltung des Kirchplatzes, um die Grundrisse der Vorgängerkirchen und das Grabmal des Lanker Chronisten Pastor Jacobs sichtbar zu machen. 2014 ist es so weit. Die Lokalpresse beschreibt noch mal die Zeit der Grabung ab 2010 und die Gestaltung des Kirchplatzes als erlebbares Bodendenkmal. Der in den Priestergräbern gefundene Silberring muss wissenschaftlich noch geklärt werden. Viel spricht dafür, dass es sich um den Ring von Pastor Wilhelm Jacobs handelt (s. Westdeutsche Zeitung vom 12.8.2014
und Rheinische Post vom 13.8.2014).Der Ring befindet sich zur Zeit im Rheinischen Landesmuseum in Bonn und wird weiter wissenschaftlich untersucht (s.dazu Rheinische Post vom 29.8.2014).
Am 13. August 2014 werden in einer Feier des Heimatkreises Lank e.V. und der Pfarrgemeinde die Grundrisse der Vorgängerkirchen (Bodendenkmal) und die Neugestaltung des Kirchplatzes gesegnet und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wenn die Pläne von Friedrich Wilhelm von Schadow (Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie 1826-1859) aus dem Jahre 1844 realisiert worden wären, hätte die Kirche in ihrer Innenausstattung ein Gesamtkunstwerk im Stil der Nazarener erhalten. Die Pläne zielten auf den "Einklang von Architektur, Malerei, Verglasung und Skulptur", wie er durch die Nazarener um Schadow in der St. Apollinaris-Kirche bei Remagen erreicht wurde. Die Realisierung der Pläne für Lank scheiterte jedoch am fehlenden Geld. Trotz der erheblichen Mittel, die der Kirchenratspräsident und Reichsgraf Mathias von Hallberg stiftete, reichte das Geld gerade mal für den Neubau der Kirche und für die wichtigsten Einrichtungen: Hochalter, Kanzel und Paramente.
Auch ein zweiter Anlauf durch den Kirchenmaler Peter Köp in den Jahren 1901-1903 blieb ohne Spuren bis in die Gegenwart. Die Ausmalung, u.a. die Darstellung Marias mit den sieben Patronen der Pfarr- und Filialkirchen Stephanus (Lank), Amandus und Vedastus (Strümp), Laurentius und Cyriakus (Nierst), Martinus (Kierst) und Pankratius (Ossum), fiel der "Erneuerungssucht" der 60er Jahre zum Opfer.
Die heutigen Glasfenster aus den Jahren 1952 bis 1956 stammen von dem Künstler Hans Lohbeck und stellen Szenen aus dem Leben des Pfarrpatrons St. Stephanus, den heiligen Sebastian, den Stifter der St. Sebastianus -Schützenbruderschaft sowie das Wappen der Stifterfamilie von Arenberg, der Herren von Schloss Pesch, dar. Zwei Fenster mit freier Komposition stammen von A. Sögtrop aus dem Jahr 1966.
2019 und 2020 werden die Fenster saniert, erst auf der Ost- dann auf der Westseite. Die Arbeiten werden von der ältesten Glasmalerei Deutschlands, der Firma Oidtmann in Linnich ausgeführt. Die Rheinische Post vom 26.7.19 berichtet darüber mit Text und Fotos.
Die Kirche verfügt über drei große Glocken (Stephanus-, Sebastianus- und Schutzengelglocke) und eine kleine Glocke (Wandlungsglocke im Dachreitertürmchen). Im zweiten Weltkriege wurden wie in ganz Deutschland auch Glocken aus Meerbusch für die Rüstungsindustrie beschlagnahmt, einige kehrten zurück. Die 2,4 Tonnen schwere Stephanus-Glocke mit einem Durchmesser von 154 cm ist die größte Glocke Meerbuschs. Der Guss der Glocke im Jahre 1780 fand "vor Ort" statt. Die Glockengasse in Lank erinnert an dieses Ereignis (s. Rheinische Post vom 4. April 2015). In der Osternacht ist das Festgeläut der drei Glocken zu hören. Dann macht auch die lokale Presse die Bevölkerung immer wieder auf die Geschichte aller Glocken aufmerksam.
Die wenigen Informationen über den Hahn auf dem Kirchturm trägt Franz-Josef Jürgens in Text und Bild (Lit. s.u.) zusammen, wobei er zunächst einen kurzen Überblick über die Bedeutung von Kirchturmhähnen im allgemeinen gibt.
Vom Wasserturm hat man einen Blick u.a. auf St.Stephanus, die Einordnung der Kirche in das Ortsbild, in die Straßen von Lank und weit übers Land bis Düsseldorf, Krefeld und Duisburg. Der Kirchturm gehört zusammen mit dem Wasserturm und der Teloy-Mühle zur Lanker Ortssilhouette. Von der Pfarrstraße aus gesehen bilden Kirche und Gaststätte La Pähd den sog. Malerwinkel von Lank. Wie die Fotos zeigen, bietet die Pfarrkirche und insbesondere ihr romanischer Turm einen immer wieder neuen Blickfang - von der Pappelallee, von der Webergasse oder vom alten Marktplatz aus.
Auf der Homepage der Pfarrgemeinde St. Stephanus finden Sie die wichtigsten Informationen zur Geschichte sowie eine Fotogalerie und im Internetportal "Kirchen-Kunst-Kultur in Meerbusch" je eine Seite zur Kirche und zu Kunst und Kultur.
Lit.:
Siegfried Scharbert, Kirchenführer St. Stephanus Meerbusch-Lank,hrsg. vom Heimatkeis Lank e.V., Meerbusch 2009.
Peter Dohms (Redaktion), Die Pfarrkirche St. Stephanus 1844 - 1994, hrsg. von der Pfarrei St. Stephanus und dem Heimatkreis Lank e.V., Meerbusch 1994.
Siegfried Scharbert, Die Ausschmückung der Lanker Stephanuskirche von den Plänen Wilhelm von Schadows (1844) bis zu Peter Köp (1900) - ein Nachruf,in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 16 (S.147-168), H. 17 (S.91-113), H.18 (S.66-92) und H. 23 (S.32-41).
Mike Kunze, Das Pastoral-Jahrbuch des Pfarrers Wilhelm Jacobs (1720-1798) aus Lank, hrsg. vom Heimatkreis Lank e.V., Meerbusch 2010.
Hans-Peter Schletter, Zur früh- und hochmittelalterlichen Baugeschichte von St.Stephanus in Lank-Latum, in: Archäologie im Rheinland 2010, S. 153-155 (s. Rheinische Post vom 22.12.2011).
Franz-Josef Jürgens, Sachstandsbericht Sichtbarmachung des Kirchengrundrisses an St. Stephanus, in: Dä Bott 38/2011, S. 52 f.
Franz-Josef Jürgens, Der Hahn auf dem Kirchturm, in: Dä Bott, Lanker Heimatblätter, Jahrgang 45/2018, S. 8 - 11
Verena Bretz und Anne Orthen (Fotos), Im Glockenturm von St. Stephanus, in: Rheinische Post vom 3.4.21.
Lage: Meerbusch-Lank, Hauptstraße
Verzeichnis: 24
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