Jüdischer Friedhof
Bei diesem Denkmal handelt es sich um eine Friedhofsanlage des 19. Jahrhunderts mit 14 Grabsteinen des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Inschriften sind in Hebräisch, Latein oder Deutsch abgefasst und tragen die Namen der einst in Lank und Latum lebenden jüdischen Familien. Der jüdische Friedhof dokumentiert das jüdische Gemeindeleben und die Entwicklung des Judentums in Lank-Latum. Nach der Eintragung in der Denkmalliste der Stadt erstreckt sich der Schutz "auf den unveränderten Erhalt der Anlage und der Stellung der Grabsteine". Das entspricht auch dem orthodox-jüdischen Glauben, wonach jüdische Gräber "Orte der Ewigkeit" sind.
Da es im Raum Meerbusch keine Synagoge gab, besuchten die jüdischen Bürger aus Lank die Synagoge in Krefeld, Linn oder Duisburg. 1876 beantragten sie einen eigenen Begräbnisplatz, weil die Begräbnisse im entfernteren Linn und Kaiserswerth zu beschwerlich waren. Dem Antrag wurde mit Zustimmung der Krefelder Synagogengemeinde und der politischen Instanzen im Jahr darauf stattgegeben. Als erste wurde auf dem Friedhof Johanna Wyngaard, geb. Simons (gest. 22. Mai 1878) und als letzte Elise Leopold, geb. Grünebaum (gest. 16.Januar 1937) bestattet.
Im Internetportal "Kirchen-Kunst-Kultur in Meerbusch" gibt es einen ausführlichen Beitrag "Zeugnisse jüdischer Kultur in Meerbusch" mit Informationen zum früheren jüdischen Leben in ganz Meerbusch. In Büderich existierte kein jüdischer Friedhof. Der Osterather jüdische Friedhof wurde 1934 aufgegeben. 9 Osterather Steine stehen heute aufgereiht am Rande des Krefelder jüdischen Friedhofs in der Heideckstraße. Die Vorgeschichte und die Umstände der Aufgabe des Osterather jüdischen Friedhofs, der "Umbettung" nach Krefeld und der Überbauung des ehemaligen jüdischen Friedhofs werden auf der Webseite des zitierten Internetportal dargestellt. (Anm.: Dieser Verweis auf die differenziertere Darstellung im Internetportal ersetzt den ursprünglichen Text an dieser Stelle, wonach der jüdische Friedhof in Osterath "1934 geschändet und zerstört" worden sei.)
An die Deportation und Ermordung der Juden aus Meerbusch 1941/1942 erinnert das am 9.November 2003 enthüllte Mahnmal des Kalkarer Künstlers Christoph Wilmsen-Wiegmann an der Ecke Hauptstraße/Kemperallee in Lank.
Weitere Informationen zum Jüdischen Friedhof in Lank-Latum finden Sie hier mit einem Hinweis auf die Volldokumentation der Lanker jüdischen Grabsteine in der Datenbank des Essener Salomon Ludwig Steinheim Instituts.
Das Jahr 2021 ist für die jüdische Geschichte in Deutschland in zweifacher Hinsicht von besonderer Bedeutung: 321, also vor 1700 Jahren, verfügte Kaiser Konstantin in einem Edikt, "dass Juden in Köln städtische Ämter ausüben dürfen" (s. Landtag intern v. 9. März 2021) und am 27. Juli erkannte die UNESCO die Städte Speyer, Worms und Mainz (die sog. SchUM-Städte) als erstes jüdisches Weltkulturerbe Deutschlands an.
Im Jahre 2021 erinnerte man auch in Meerbusch an "1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland". Der Heimatkreis Lank führte am 8. Oktober eine größere Gruppe Interessierter zu mehreren historischen Stätten in Lank-Latum. Der Rundgang begann am Kriegerdenkmal auf dem Friedhof an der Rheinstraße, um an die jüdischen Mitbürger zu erinnern, die im Ersten Weltkrieg für ihr Vaterland starben. Er führte weiter zu der Stelle neben dem Forum Wasserturm, wo früher das Haus der jüdischen Familie Meyer, einem anerkannten und erfolgreichen Viehhändler stand. Weiter ging es zum ehemaligen Bethaus an der Hauptstraße, zum o.g. Mahnmal von Wilmsen-Wiegmann und zu den früheren Wohnhäusern von Isaac Wyngaard, einem weiteren Viehhändler und "angesehenem Mann und Wohltäter", und der Familie Leopold. Der Rundgang endete am jüdischen Friedhof, wo Pfarrer Norbert Viertel "einen Einblick in die jüdischen Bestattungsrituale vermittelte" und "zum Ausklang das Kaddisch, eines der wichtigsten Gebete des Judentum sprach" (Rheinische Post vom 13.10.21).
In der Literaturübersicht finden Sie auch Angaben zum jüdischen Leben in Osterath. Wenig wissen wir über das jüdische Leben in Büderich und Strümp. Die Literatur enthält Informationen über die Friedhöfe hinaus: Anzahl der Familien und deren Wohnhäuser, Bethäuser, Beziehungen zu Krefeld, Linn, Uerdingen, Kaiserswerth und Willich. Tafeln zum Gedenken an die Bethäuser in Lank und Osterath gibt es nicht. In Osterath erinnern sog. "Stolpersteine" an Wohnhäuser jüdischer Mitbürger.
Lit.:
Aust, Marie-Sophie: Jüdische Familien in Osterath, in: Meerbuscher Geschichtshefte 14 (1997), S. 72-78
Brocke, Michael und Pomerance, Aubrey: Steine wie Seelen. Der alte jüdische Friedhof Krefeld, Krefeld 2003, 2 Bde
Jansen, Caterina Maria und Jansen, Mechthild: Spuren jüdischer Gemeinden in Osterath und Lank. Meerbusch im Unterricht. Anregunen für die Sekundarstuf I. Hrsg. von der Stadt Meerbusch - VHS - Meerbusch 1988 (Bestandteil des sog. "Medienkoffers")
Jansen , Caterina Maria: Wenn Steine reden - Der jüdische Begräbnisort in Lank-Latum - Spuren einer jüdischen Landgemeinde,Meerbuscher Geschichtshefte, Heft 15, 1998, S. 124-141
Janss, Günter: Der Osterather Judenfriedhof und die Geschichte der jüdischen Gemeinde, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 14 (1997), S. 49-71
Klouten, Lothar: Das Schicksal der Meerbuscher Juden 1933-1945, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 1 (1984), S. 26 ff
Klouten, Lothar: Materialien zur "Reichskristallnacht" 1938 im Gebiet der heutigen Stadt Meerbusch. Hrsg. von der Stadt Meerbusch - VHS - 1988.
Kunze, Mike: Was vom Leben bleibt - Grabsteine als lokalhistorische Quelle, Teil V, in: Meerbuscher Geschichtshefte, Heft 31 (2014), S. 186-196
Pracht-Jörns, Elfie: Jüdisches Kulturerbe, Teil II, Köln 2000, S. 480-483
Lage: Meerbusch-Lank, Uerdinger Straße (zwischen Latumer See und Uerdinger Straße)
Verzeichnis: Nr. 22
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