Gaststätte van Dawen
Eintragung in die Denkmalliste 1984
1984 wurde das Vorderhaus (Bauteil 1) rechtskräftig in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Darin heißt es: "2-geschossiges Gebäude in 5 Achsen aus dem Jahr 1850, verputzt; 1974/75 im Inneren umgebaut.
Das Gebäude hat seine Bedeutung insbesondere durch seinen Beitrag zur Gestaltung des Marktplatzes; als 135 Jahre alte Gaststätte zeugt es zudem von der Entwicklung des Gaststättenwesens in Lank-Latum. Außerdem ist das Haus wegen seiner harmonischen Fassadengestaltung erhaltenswert.
Der Schutz erstreckt sich nur auf das an der Hauptstraße liegende Gebäude, nicht auf die Hintergebäude."
Erweiterung des Schutzumfangs 2012
Der Schutzumfang wurde im Juli 1998 vorläufig und gem.§9 Abs. 2a Zuständigkeitsordnung der Stadt Meerbusch durch Beschluss des Kulturausschusses vom 11.09.2012 erweitert und mit folgendem Eintragungstext zu lfd. Nr. 135 der Denkmalliste der Stadt Meerbusch eingetragen:
"Sachverhalt:
Bestandteil des Baudenkmals ist außer dem bereits 1984 rechtskräftig eingetragenen Vorderhaus (Bauteil 1) der zweigeschossige Backsteinbau (Bauteil 2) mit hohlziegelgedecktem Satteldach, in dessen Obergeschoss sich der kleine, sog. Weiße Saal befindet, mit noch erhaltenswerten Fenstern und Türen aus dem 19. Jahrhundert. Das Erdgeschoss im Inneren hat durch die Küchennutzung kaum denkmalwerte Strukturen bewahrt.
Der nachträglich ergänzte, hölzerne Vorbau im Winkel zwischen dem Baudenkmal (Bauteil 1), Vorderhaus) und diesem Bauteil 2 ist nicht Bestandteil des Denkmals.
Vom Weißen Saal aus führt eine aufwändig kassettierte, dreiflügelige Tür in den sog. Braunen Saal. Dieser bauzeitlich ausgestattete Saal befindet sich im Obergeschoss des 1893 errichteten Bauteils 3, ein zweigeschossiges Backsteingebäude mit ostseitiger Gartenterrasse, die vom Braunen Saal aus durch große dreiflügelige Türen mit Oberlicht zugänglich ist. Die Tiefe der Terrasse, deren Flachdach deutlich unter der Traufe des Hauptbaukörpers liegt, ist nachträglich in etwa verdoppelt worden, so dass die Ostfassade der ehemaligen Terrasse weder in Lage noch im Aussehen authentisch erhalten ist. Das ursprüngliche Bauvolumen der Gartenterrasse lässt sich jedoch am Baubestand selbst und auch anhand von historischen Fotos zweifelsfrei ablesen. Die Gartenterrasse orientierte sich früher zum freien Feld.
Die Situation der Gebäude nördlich des Nordgiebels hat sich im Laufe der Zeit - auch durch den Bau der Gonellastraße - maßgeblich verändert. In den 1920er Jahren gab es hier einen weiteren schmalen und niedrigeren Saal. Davon ist heute nur ein im Bauvolumen stark reduzierter, kleiner, stark überformter, nicht denkmalwerter Rest erhalten, der unmittelbar an den Nordgiebel des Saalbaus (Bauteil 3) angebaut ist. Der aufwändig und repräsentativ mit Lisenen, gelben und roten Klinkern sowie mit einem getreppten Ortganggesims verzierte Nordgiebel ist nicht nur diesen anbau verändert. Ursprünglich hatte der Bau eine umlaufende Veranda, die sich im Nordgiebel in drei großen Rundbögen in die freie Landschaft öffnete.
Der Bauteil 4, der den Innenhof nach Osten abschließt und sich an den Südgiebel des Saalbaus 3 anschließt, diente einst als Remise, Pferdestall und Packraum für Weine. Er ist wegen dieser Funktionen ein wichtiger Bestandteil des Baudenkmals, zumal sich hier der wichtigste Zugang zu den großvolumigen Weinkellern befindet. In dem Baukomplex gibt es zwei Kellertypen unterschiedlicher Zeitstellung, die alle Bestandteil des Denkmals sind.
Die Keller unter dem Bauteil 3 haben Kappendecken, die von kräftigen, traufparallelen Unterzügen getragen werden, die ihrerseits auf Rundstützen ruhen. Während der südliche Keller kurze Rundstützen auf kräftigen, würfelförmigen Postamenten aufweist, sind die Stützen des nördlichen, höheren Kellers deutlich gelängter und stehen unmittelbar auf dem Boden. Älter sind die beiden schmalen, tonnengewölbten parallel angeordneten Keller, die unter einem Teil des Wirtschaftsgebäudes und unter dem östlichen Teil des Saalbaus 2 angeordnet sind.
Der Toilettenanbau (Bauteil 6) in der südöstlichen Ecke des Innenhofes dürfte in den 1940er Jahren errichtet worden sein. Er ist ebenfalls Bestandteil des Baudenkmals. Der östliche Scheunenanbau (Schuppen 5)ist von der Unterschutzstellung ausgenommen.
Begründung des Denkmalwertes
Das gesamte Objekt (Bauteile 1,2,3,4 und 6) ist bedeutend für Städte und Siedlungen, weil die Weingaststätte - mitten im Ort Lank gelegen - einschließlich aller Säle Zeugnis ablegt über das Freizeitverhalten der dörflichen Bevölkerung im 19. und 20. Jahrhundert. Hier wurde gefeiert, Wein getrunken und gegessen und das schöne Wetter mit einem Blick über die Gärten, Felder und Wiesen genossen, auf denen man sonst arbeiten musste. Der Baukomplex ist aber auch bedeutend für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse, weil er nicht nur den Ablauf der Arbeiten in der damaligen Gastronomie anschaulich verdeutlicht, sondern auch Zeugnis darüber ablegt, wie der Wein hier gelagert, gehandelt und transportiert wurde.
Für die Erhaltung und Nutzung des Baudenkmals liegen wissenschaftliche, insbesondere städtebauliche, ortsgeschichtliche und volkskundliche Gründe vor:
Der Baukomplex bildet gemeinsam mit der Kirche St. Stephanus den Orts- und Lebensmittelpunkt von Lank. Gottesdienstbesucher gingen hier nach den Messen zum Frühschoppen und zu Familienfeiern."
So weit das qualifizierte Gutachten des Landschaftsverbandes, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, vom 10.02.2012, das die Denkmaleigenschaft gem. §2 DSchG NW feststellt.
Hinaus auf`s Land!
Es ließe sich noch hinzufügen, dass die Gaststätte van Dawen mit ihren Sälen und der Terrasse ein begehrtes Ausflugsziel für Besucher aus der Umgebung und den umliegenden Städten war, wie historische Fotos belegen. Dies insbesondere in der Erdbeer- und Spargelzeit und den ganzen Sommer hindurch.
So brachten z.B. die Düsseldorfer Nachrichten am 24. Juli 1929 eine Gemeinschaftsanzeige von mehreren Ausflugslokalen im Amt Lank: "Hinaus auf´s Land! Besucht die idyllischen Dörfchen Ilverich und Nierst und dazwischen in schönster Lage Langst und Kierst, nicht zu vergessen sind Lank, Stratum und Bösinghoven, dann überall ist jeder bestens aufgehoben". Und die "Weinschenke van Dawen Lank" wirbt mit dem Text "über 100 Jahre alt. Erstkl. Weine, beste Küche. Angen.ruhig.Aufenthalt. Schöner Garten"
(abgedruckt in: Os Lank on Lotum, 1975, S. 25).
Die Rheinische Post vom 19. April 2014 weiß zu berichten, dass während der Spargelzeit so viele Limousinen vor der Tür standen, "dass ein Parkwächter eingesetzt werden musste. Sogar der spätere Bundespräsident Theodor Heuss wusste um den guten Ruf des Hauses und stattete der Weinschenke einen Besuch ab".
Am Tag des offenen Denkmals im Jahr 2013 haben der Heimatkreis Lank e.V. und der neue Eigentümer und Investor die Geschichte der "Gaststätte van Dawen" und die Pläne zur Restaurierung sowie künftigen Nutzung unter dem Thema Wohnen am Lanker Markt vorgestellt.
In der konkreten Umsetzung der Planung geht es darum, wie groß in der künftigen Nutzung der Gastronomiebereich sein soll (s. Westdeutsche Zeitung vom 20.3.2014 und Rheinische Post vom 21.3.2014). In der Planungsausschusssitzung am 7. Mai wurde mit knapper Mehrheit entschieden, dass künftig ca. ein Drittel der gesamten Fläche gastronomisch und zwei Drittel als Wohnraum genutzt werden sollen. Damit wird der traditionelle "weiße Saal" aufgegeben, weil ansonsten nach Auskunft des vom Investor beauftragten Architekten "für Brand- und Schallschutz zahlreiche Veränderungen erfolgen (müssten), die zum Verlust der erhaltenswerten Bausubstanz führen würden"(s.Rheinische Post vom 8. Mai 2014).
Anläßlich des 175-jährigen Jubiläums der Weinschenke erinnert Mike Kunze (s.u.) an das Unternehmen van Dawen und die damit zusammenhängende Wirtschaftsgeschichte unter der Überschrift "Lank als Drehkreuz guten Weines": "Während die Weinschenke von eher lokaler Bedeutung blieb, erreichte der Weinhandel immerhin regionale Bedeutung".
Das Denkmal "Gaststätte van Dawen" ist ein fester Bestandteil des Alten Marktplatzes mit der St. Stephanus-Kirche im Hintergrund. Abgesehen von einige Bausünden aus der Nachkriegszeit hat dieser Platz die Qualität eines "Denkmalbereichs". Historische Fotos des Heimatkreises Lank e.V. belegen immer wieder, dass es sich zudem um einen Denkmalbereich mit Tradition und Brauchtum (Schützenfeste und Karneval) handelt (s.z.B.: Rheinische Post vom 16.2.2015).
Lit.:
Ebner, Helga: Die Alte Weinschenke. Alte Fotos und Zeichnung Ritzenhofen aus dem Archiv Heimatkreis, neue Fotos: Helga Ebner, in: Dä Bott, Lanker Heimatblätter, Jahrgang 43/2016, S. 52
Küppers, Heinrich: Kleine Geschichte der Familie van Dawen - Weinhandlung und Weinschenke in Lank, in: D´r Länkter Bott. Lanker Heimatblätter. 3. Mappe 1981-1984, S. 292-296.
Kunze, Mike: Lanker Vergangenheit erblicken (u.a. zur "Dynastie van Dawen"), Meerbuscher Nachrichten vom 19.6.2015.
Kunze, Mike: Lank als Drehkreuz guten Weines - 175 Jahre "Alte Weinschenke von Jos. van Dawen", in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 37, Meerbusch 2020, S. 4 - 33.
Lage: Hauptstr. 23
Verzeichnis: Nr. 135
|