Verwaltungsgebäude und Pförtnerhaus der ehemaligen Celluloidwerke
Das ehemaligen Verwaltungsgebäude und das ehemalige Pförtnerhaus der Westdeutschen Celluloidwerke Lank-Latum zeigen die Begrenzung des Werksgeländes zur Rheinstraße hin. Zwischen beiden Gebäuden, wo heute eine "Passage" geplant ist, befand sich früher das Werkstor 1.
Der knappe Eintrag von 1995 in der Denkmalliste zum Verwaltungsgebäude lautet: "Anfang der 1920er Jahre entstandener Verwaltungsbau, verbindet konservativ traditionelle mit fortschrittlichen Stilelementen nach dem 1. Weltkrieg. Erhaltene Vertäfelung in Formen der Art-Deco in Haupträumen im Erd- und 1. Obergeschoß. Renovierung 1995 abgeschlossen."
Der Listeneintrag zum Pförtnerhaus fällt etwas ausführlicher aus und lehnt sich eng an die Begrifflichkeit und Begründung des DSchG von NRW an: "Südlich der früheren Werksdurchfahrt steht giebelständig zur Rheinstraße der 2-gechossige Backsteinbau des Pförtnerhauses. Der Baukörper wird gegliedert durch ein Haupt- und ein Traufgesims, drei Wandfelder ergeben sich an den Längsseiten durch Lisenengliederung. Dazwischen Stichbogenfenster mit Überfangbögen in gelbem Backstein, die im Erdgeschoss ein durchlaufendes Band bilden, das den Stichbögen der Fenster- und Türöffnungen folgt. Der Bau weist 3:2 Achsen auf. Die Westfassade ist in ihrer ursprünglichen Fensterung gestört, hier sind spätere Öffnungen durch KS-Steine geschlossen. Die Südfassade ist ebenfalls durch späteren Fenstereinbau gestört.
Das Pförtnerhaus bildet mit den benachbarten Baudenkmälern Verwaltungsgebäude (lfd. Listennr.: 141) und Wasserturm (lfd. Listennur.: 21) das Ensemble der baulichen Relikte der von 1896 bis 1983 produzierenden "Lanker Celluloidwerke GmbH".
An der Erhaltung und Nutzung besteht öffentliches Interesse, da die verbliebenen Bauten bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sind. Wissenschaftliche, hier wirtschafts- und technikhistorische Gründe liegen vor, da die erhaltenen Werksteile Zeugnis ablegen vom Aufkommen und der Verbreitung einer für das 20. Jahrhunder als Schlüsselwerkstoff zu bezeichnenden Substanz, dem "Kunststoff", für den Celluloid ein erster Massenkonsumgegenstand war.
Jedes einzelne erhaltened Gebäude des letzten westdeutschen Celluloidwerkes ist geeignet, die Erinnerung an die in Lank bereits 24 Jahre nach er Erfindung des neuen Werkstoffes aufgenommene (1864) Produktion zu bewahren".
Das Pförtnerhaus war in seinem Zustand und wegen der fehlenden Perspektive viele Jahre lang ein Ärgernis für die Bürgerinnen und Bürger. Es war keine Werbung für den Denkmalgedanken. Das Kulturmagazin "Szenario" brachte es durch eine Fotomontage mit der Gegenüberstellung vom Teehäuschen Haus Meer und Pförtnerhaus in Lank auf den Punkt: Denkmal-Schutz versus Denkmal-Schmutz (s.u.: Fotomontage in der Ausgabe 63/2005). Eine Korruptionsaffäre wirkte lange nach. Die Zustimmung zum Neubau mit Integration des denkmalgeschützten Pförtnerhäuschens schien nur noch mit Hilfe des Verwaltungsgerichtes erreichbar (Rheinische Post vom 12.10.2007).
Das schlimmste konnte aber dann doch abgewendet werden. Im März 2011 meldete die Lokalpresse, dass das Pförtnerhaus in ein künftiges Ärzte- und Apothekerhaus integriert und endlich einer Nutzung zugeführt werden soll (Rheinische Post vom 18.3.2011). Im Juni desselben Jahres erfolgte dann der erste Spatenstich. Es schien doch noch zu gelingen, ein fast verfallenes Baudenkmal durch eine geschickte moderne Architektur und eine zukunftsorientierte Nutzung zu retten und zu integrieren. Dazu die Rheinische Post: "Mit dem früheren Verwaltungsgebäude der Celluloidwerke und dem Wasserturm bildet das Pförtnerhaus ein bauhistorisches Ensemble und architektonisches Zitat zu der seit den 80er Jahren vergangenen Industriekultur im Ortszentrum".
Doch zunächst waren umfangreiche Arbeiten des Bauherrn (Ärztehaus am Wasserturm GbR, A.+M. Groteguth Hannover/Meerbusch) und des von ihm beauftragten Planungsbüros (Straus Fischer Historische Bauwerke GbR) erforderlich. Die Bausubstanz im Ganzen sowie in ihren Details (gelber Klinker, Brandstein-Fugen) musste dokumentiert werden. Die Fassaden wurden kartiert (ausgewaschene Fugen, schlechte Neuverfugungen, Fehlstellen und Rissbildungen) und Sondagen wurden gelegt. Die Fertigstellung wird für Ende Juni 2012 projektiert.
Wie geplant wurde 2012 das "Ärzte- und Apothekerhaus am Wasserturm" fertiggestellt. Es kann als ein gelungenes Beispiel für die Integration eines Denkmals in einen modernen Gebäudekomplex gelten. Die Fotos zeigen eindrucksvoll den Weg vom "Denkmal als Schandfleck" zum "Denkmal als Akzent in der Moderne".
Zur "Denkmalpflege in der Stadt Meerbusch 2012" wird von der Unteren Denkmalbehörde anerkennend festgestellt; "Das Pförtnerhaus der Celluloidwerke hat eine neue Nutzung erhalten und ist als eines von drei Baudenkmalen der Werksanlagen (Anm.: die beiden anderen sind der Wasserturm und das ehemalige Verwaltungsgebäude) gesichert".
Fotonachweis: Die Fotos stammen, soweit nicht anders angegeben, aus dem "Instandsetzungskonzept für das Pförtnerhaus der ehemaligen Westdeutschen Celluloidwerke in Lank-Latum, Meerbusch, Rheinstraße 22 und wurden uns dankenswerterweise vom Bauherrn für die Denkmalgalerie zur Verfügung gestellt.
Literatur:
Reinhard Lutum und Rosemarie Vogelsang: Denkmalpflege in der Stadt Meerbusch 2012 - ausgewählte Beispiele, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 29 (2012), S. 178-181
Lage beider Objekte: Meerbusch-Lank, Rheinstraße 18 - 22
Liste: Nr. 141 (Verwaltungsgebäude) und Nr. 143
(Pförtnerhaus)
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