Eiskeller
Bis zur Einführung der von Carl von Linde 1876 erfundenen Kältemaschine verfügten zahlreiche Klöster, Schlösser, größere Güter und Brauereien über sog. Eiskeller. Sie waren in die Erde eingelassen oder von einem Erdhügel zugedeckt. Der Zugang erfolgte in der Regel von Norden. Die Forschung war nach 1910 zunächst abgerissen. Die Eiskeller gerieten in Vergessenheit. Heute gibt es nur noch wenige dieser Keller. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat jetzt das Thema wieder aufgegriffen und in ihrem Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, in der MONUMENTE-Ausgabe vom Oktober 2014, eine kurze Kulturgeschichte "Ewiges Eis. Techniken des Kühlens" publiziert.
Der ehemalige Eiskeller auf dem Gelände von Haus Meer, weitgehend unbeachtet, gehört zu den wenigen Exemplaren in Deutschland, die noch nicht zugeschüttet oder überbaut sind. Eine Erforschung und Sanierung würde sich daher lohnen.
Das erste Foto zeigt den großen Rundbogen des Eingangs zum Eiskeller. Das Foto stammt noch aus der Zeit, in der der Zugang aus Sicherheitsgründen zugemauert war.
Der Eiskeller der Klosterzeit und der Schlosszeit ist aus Backstein gemauert und mit Holzwänden verkleidet gewesen. Zwischen Holz und Steinmauer wurden Stroh und andere schlechte Wärme-Kälteleiter gepackt. Verwinkelte Gänge und Schleusen sorgten dafür, dass die Warmluft möglichst abgehalten wurde. Das Eis selbst wurde in einem auf dem Gelände befindlichen Weiher gestochen.
In der Schlosszeit wurde der Eiskeller im Zusammenhang mit der Ausführung der Parkpläne von Joseph Clemens Weyhe überbaut und mit Quadern aus Braunkohlenquarzit verkleidet, die offensichtlich eine Zweitverwendung erfahren haben. Die Quadersteine der Übermantelung stammen aus 'Steinbrüchen' in der Nähe (Senke neben dem Wirtschaftshof von Haus Meer sowie Senke neben dem Viehhof Haus Meer, Am Breil 45 (Nr. 7 der Denkmalliste)sowie vom Rheinufer). Das Foto von Günter Drozdzewsk zeigt den Abdruck eines Baumstammes (wahrscheinlich Palme) in der Verkleidung des Eiskellers. Braunkohlenquarzite an der Niederterrassenkante bei Haus Meer stehen wegen ihrer besonderen Bedeutung als Naturdenkmäler unter Schutz.
Über dem Eiskeller wurde eine Pergola angelegt, von wo aus man einen Blick über den 'pleasure ground' des Parks bis zum Schloss und rückwärts über die Immunitätsmauer aufs freie Feld hatte. Dieser 'Point de vue' war Teil des Sichtachsensystems des Englischen Landschaftsparks Haus Meer.
Die weiteren Fotos entstanden, als der Förderverein Haus Meer e.V. die Sicherung des Eiskellers 2009 in die Parksanierung einbezog, zunächst die Beseitigung von wildem Bewuchs und von starkem Wurzelwerk in Auftrag gab und dann die darüber liegende Terrasse mit der ehemaligen Pergola der Öffentlichkeit vorstellte.
Mehr zum Eiskeller von Haus Meer finden Sie in einem Aufsatz von Heinrich Vetter in der Info 6 der Aktionsgemeinschaft Rettet Haus Meer sowie in der u.a. Literatur.
Parallel zur Parksanierung werden Ende März 2010 die Bauforschungsarbeiten zum Eiskeller von Haus Meer durch Experten beim Landeskonservator Rheinland wieder aufgenommen und fortgesetzt(s. Westdeutsche Zeitung vom 1. April 2010). Es ist deshalb in naher Zukunft mit neuen Ergebnissen zu rechnen, die eine geeignete Grundlage für die weitere Sanierung und ggf. auch Restaurierung dieses Baudenkmals von überregionaler Bedeutung im Rahmen des Gesamtdenkmals Haus Meer sein werden.
Lit.:
Günter Drozdzewski, Die steinernen Anfänge von Haus Meer - Tertiärquarzite in Meerbusch-Büderich, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 28 (2011), S. 4-12 (mit einem Lageplan und zahlreichen Fotos in Farbe).
Reinhard Lutum, Der Eiskeller im Park Haus Meer, in: Meerbuscher Geschichtshefte, H. 28 (2011), S. 13-17 (mit einem Grundriss, einem Foto (s/w) der 20er Jahre und einem Foto (s/w) vom heutigen Zustand.
Christiane Schillig, Ewiges Eis. Techniken des Kühlens (eine kleine Kulturgeschichte mit Fotos im Text und einem Foto auf der Rückseite des Magazins), in: MONUMENTE. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, hrsg. von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Heft Oktober 2014, S. 66 - 73.
Heinrich Vetter, Der Eiskeller von Haus Meer, Meerbusch Dezember 2001, Info 6 der Arbeitsgemeinschaft Rettet Haus Meer.
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